
Ein Magier des Realismus kehrt zurück
Zwischen Wien, Venedig und Maria Anzbach
Geboren 1950 in Wien, ausgebildet an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und der Akademie für angewandte Kunst, führte Goldammers Weg über die Kunstmetropolen Europas bis nach Japan – und immer wieder zurück nach Maria Anzbach. Was auf den ersten Blick wie eine klassische Künstlerbiografie klingt, offenbart bei näherer Betrachtung eine tiefe emotionale Verbundenheit: Denn auch wenn Wien und Venedig seine künstlerischen Hauptmotive waren – Maria Anzbach war seine Heimat im eigentlichen Sinne.
Hier fand sich nicht nur das erste private Goldammer-Museum, sondern auch ein geistiges Zuhause. Die Atmosphäre des Wienerwaldes, das Licht, das durch Alleen und auf verwitterte Hausfassaden fällt – all das hat seinen Blick geprägt.
Viele persönliche Einblicke in Goldammers Leben und Denken verdanken wir einem ausführlichen Interview, das Julia Brandstetter, Tochter der Galeristin Regina Brandstetter, im Sommer 2015 mit dem Künstler führte. Im Rahmen ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit traf sie ihn in seinem Haus – umgeben von Bildern, Erinnerungsstücken und kunstvoller Stille. In diesem außergewöhnlich offenen Gespräch gewährte Karl Goldammer einen selten intimen Einblick in seine künstlerische Entwicklung, seine Technik und seine Sicht auf die Welt.
Der magische Blick – und das magische Anzbach
Goldammer malte selten Menschen, und doch atmen seine Werke menschliches Leben. Seine leeren Gassen, verlassenen Palazzi oder alternden Gebäude in Wien und Venedig wirken wie Räume, in denen Geschichten gerade erst verstummt sind. „Ein Bauwerk hat die Seele jener Menschen, die es bewohnt haben“, sagte er damals im Gespräch mit Julia Brandstetter. Diese Sichtweise teilt er auch mit Maria Anzbach: Die alten Bauernhäuser, die verborgenen Innenhöfe, die kleinen Kapellen am Waldrand – auch hier erkannte er das, was andere übersehen: stille Magie.
Viele seiner späteren Werke zeigen genau solche vermeintlich unscheinbaren Orte – nicht selten mit Anklängen an Motive, die er während seiner Spaziergänge rund um Maria Anzbach gesammelt hatte. Für ihn war diese Region kein Rückzugsort, sondern Inspirationsquelle. In den Palazzi Venedigs sah er das Gleiche wie in einem verwitterten Stadl: Geschichte, Patina und die Spuren der Zeit – in Licht und Schatten verwandelt.
Der Künstler, der mit Details Geschichten erzählte
Goldammer war ein Techniker der Malerei. Seine Bilder, oft in aufwendiger Mischtechnik gefertigt, wirken sehr realistisch, sind aber durchzogen von einer stillen Poesie. Seine Inspirationen reichten von Böcklin über Schiele bis zu japanischen Tuschzeichnungen. Die Detailverliebtheit in seinen Radierungen und Lithografien war legendär – ein Blick auf ein rostiges Geländer oder ein schiefer Fensterladen genügte ihm, um eine ganze Bildwelt darum zu bauen.
In besagtem Interview erinnerte er sich, wie er als junger Mann dank eines Kunsthändlers erstmals finanziell unabhängig wurde – und sofort begann, Europa zu bereisen: „Ich wollte alles sehen, alles lernen.“ Es sei sein Ziel gewesen, Dinge zu zeigen, „die man sonst übersieht – aber die voller Schönheit sind, wenn man sie nur richtig betrachtet.“
Galerie3034 als Hüterin des Erbes
Nach der Schließung des ursprünglichen Goldammer-Museums 2018 übernahm die Galerie3034 in Unter-Oberndorf nicht nur Werke, sondern auch Verantwortung. Galeristin Regina Brandstetter und ihr Ehemann Willi Brandstetter arbeiten in enger Abstimmung mit der Familie des Künstlers am Erhalt seines Œuvres. „Es ist nicht nur unsere Aufgabe, sondern unsere Leidenschaft, Karl Goldammers Werk lebendig zu halten“, so Regina Brandstetter.
Am 27. Juni 2025, fünf Jahre nach seinem Tod, veranstaltet die Galerie3034 eine exklusive Sonderausstellung. Zu sehen sind Werke aus allen Schaffensperioden – von frühen Wien-Darstellungen bis zu den verträumten Schiffen, die Goldammer in Hamburg malte, und den magischen Palazzi aus Venedig.
Brandstetter betont: „Wer seine Bilder betrachtet, erkennt: Da hat jemand mit dem Herzen gesehen. Das überträgt sich. Man spürt die Stille, die Tiefe – aber auch die Zärtlichkeit gegenüber der Welt.“
Ein Künstler für die Region – und darüber hinaus
Für viele in Maria Anzbach war Goldammer kein ferner Künstlername, sondern ein stiller Begleiter. Seine Bilder hängen in Wohnzimmern, seine Geschichten leben in Gesprächen weiter. Und genau das ist das Besondere: Er hat Kunst geschaffen, die bleibt – nicht nur auf Leinwand, sondern auch in Herzen.
Seine Werke sind nach wie vor auf Anfrage in der Galerie3034 zu sehen und zu erwerben. Ein Besuch dort ist nicht nur eine Begegnung mit Kunst, sondern auch mit einem Lebenswerk, das tief in dieser Region verwurzelt ist.
„Hässliche Dinge kann jeder jeden Tag sehen. Ich möchte aber auch zeigen, wie an ganz unvermuteten Stellen und verachteten Plätzen Schönheit verborgen liegt.“ – Karl Goldammer
EFM-Sommerfest „In memoriam Karl Goldammer“
Datum: 27. Juni 2025
Uhrzeit: ab 16 Uhr – Open End
Ort: Obere Hauptstraße 27, 3034 Unter-Oberndorf
Parken: gegenüber bei der Feuerwehr
Besuch der Galerie: nach Vereinbarung unter 0664/9227522
Weitere Infos: www.galerie3034.at

Über Regina und Willi Brandstetter
Das Verständnis von Kunst als kulturelles Erbe, dass jedermann/frau zugänglich sein sollte, führte schließlich dazu, dass 2018 die Galerie 3034 mit einer gebührenden Feier auch für die Öffentlichkeit eröffnet wurde.
Seit dem gilt die Galerie3034 als Ort der Zusammenkunft. Ein Ort an dem sich KünstlerInnen und InteressentInnen, versierte KunstiebhaberInnen und interessierte Laien treffen, um gemeinsam dem Alltag zu entfliehen und Kunst wirken zu lassen.
