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Der dritte Raum

Ein lauer Sommerabend im Neulengbacher Stadtpark, zwei ältere Männer spielen Schach. Nebenan toben Kinder, während ihre Eltern entspannt plaudern. Ein paar Jugendliche mit Skateboards kreisen um die Szene, diese Klangkulisse mischt sich mit dem Lachen der Kinder. Ein paar Schritte entfernt, in der alten Bibliothek am Hauptplatz, vertieft sich ein junger Mann in ein Buch, während eine Mutter ihrem Kind Geschichten vorliest. Diese Orte, vom Stadtpark bis zur Bibliothek, erzählen von Begegnungen – geplanten wie zufälligen –, die das soziale Gefüge einer Gemeinschaft stärken. Doch nur wenige Schritte weiter liegt ein leerstehendes Geschäft, dessen leeren Schaufenster von verpassten Möglichkeiten berichten.

Was macht einen Raum wie den Park oder die Bibliothek zu einem lebendigen Ort der Begegnung – und was fehlt den brachliegenden Räumen, damit auch sie Teil des gesellschaftlichen Lebens werden können?

Hier knüpft das Konzept der „Dritten Orte“ an, wie es der Soziologe Ray Oldenburg in den 1980er Jahren prägte. Der „Erste Ort“ ist das Zuhause, der „Zweite Ort“ die Arbeit – der „Dritte Ort“ jedoch ist jener informelle Treffpunkt, der Austausch, Teilhabe und Identität fördert. Cafés, Parks, Marktplätze oder auch ein kleiner Friseursalon können solche Orte sein. Sie sind die Lebensadern einer Gemeinschaft, gerade in einer Zeit, die von Individualisierung und Digitalisierung geprägt ist.

Neulengbach ist eine wachsende Gemeinde, zwischen städtischem Anspruch und ländlicher Verwurzelung. Sie steht beispielhaft für den Wandel vieler Regionen. Hier zeigen sich die Herausforderungen und Chancen, wie aus ungenutzten Räumen Orte der Begegnung werden können – und wie solche Räume nicht nur der Gemeinschaft nützen, sondern auch die Identität eines Ortes prägen.

Die Suche nach dem Raum für alle

Neulengbach, eine Stadt im Wandel, steht vor der Herausforderung, ihre öffentlichen Räume an die Bedürfnisse einer wachsenden und vielfältigen Bevölkerung anzupassen. In den letzten Jahren hat sich die Einwohnerzahl laufend erhöht, getrieben durch den Zuzug aus städtischen Gebieten. Mit diesem Wachstum gehen Veränderungen der Lebensstile einher: Während einige das Gemeinschaftsgefühl eines kleinen Orts suchen, überwiegt bei anderen die Isolation des modernen Alltags. Viele pendeln zur Arbeit nach Wien oder St. Pölten, verbringen ihre Abende hinter verschlossenen Türen und haben wenig Kontakt zu ihren Nachbarn. Der öffentliche Raum, einst ein Ort für spontane Begegnungen und soziale Verbindungen, muss sich diesen veränderten Anforderungen stellen.

Im Zentrum der Stadt gibt es viele Potenziale: Die alte Bibliothek, der Stadtpark, der Egon-Schiele-Platz, die Raiffeisenstiege und die Leerstände am Markt bieten verschiedene Möglichkeiten, Neulengbachs Gemeinschaft zu stärken. Die Bibliothek hat großes Potenzial, ein Ort des Wissenstransfers und generationsübergreifender Begegnungen zu sein. Dem Stadtpark, im Sommer ein beliebter Treffpunkt, fehlt es an Einrichtungen, die ihn auch für andere Jahreszeiten attraktiv machen. Der Egon-Schiele-Platz bleibt oft unbelebt, obwohl er zentral gelegen ist. Die Raiffeisenstiege, die ein zentrales Forum für spontane Zusammenkünfte oder kulturelle Veranstaltungen sein könnte, wird bislang nur als Durchgang genutzt. Die leerstehenden Geschäfte am Markt hingegen erzählen von wirtschaftlichem Rückgang, bergen aber auch die Vision, durch kreative Zwischennutzungen neu belebt zu werden.

Doch was fehlt diesen Räumen, damit sie zu echten Orten der Begegnung werden? Es sind nicht nur bauliche Eingriffe, sondern auch eine soziale Vision, die auf Offenheit, Interaktion und Teilhabe abzielt. Räume allein genügen nicht; sie brauchen Menschen, die sie mit Leben füllen, und Strukturen, die die Voraussetzungen dafür schaffen

Neulengbach, eine Stadt im Wandel, steht vor der Herausforderung, ihre öffentlichen Räume an die Bedürfnisse einer wachsenden und vielfältigen Bevölkerung anzupassen. In den letzten Jahren hat sich die Einwohnerzahl laufend erhöht, getrieben durch den Zuzug aus städtischen Gebieten. Mit diesem Wachstum gehen Veränderungen der Lebensstile einher: Während einige das Gemeinschaftsgefühl eines kleinen Orts suchen, überwiegt bei anderen die Isolation des modernen Alltags. Viele pendeln zur Arbeit nach Wien oder St. Pölten, verbringen ihre Abende hinter verschlossenen Türen und haben wenig Kontakt zu ihren Nachbarn. Der öffentliche Raum, einst ein Ort für spontane Begegnungen und soziale Verbindungen, muss sich diesen veränderten Anforderungen stellen.

Im Zentrum der Stadt gibt es viele Potenziale: Die alte Bibliothek, der Stadtpark, der Egon-Schiele-Platz, die Raiffeisenstiege und die Leerstände am Markt bieten verschiedene Möglichkeiten, Neulengbachs Gemeinschaft zu stärken. Die Bibliothek hat großes Potenzial, ein Ort des Wissenstransfers und generationsübergreifender Begegnungen zu sein. Dem Stadtpark, im Sommer ein beliebter Treffpunkt, fehlt es an Einrichtungen, die ihn auch für andere Jahreszeiten attraktiv machen. Der Egon-Schiele-Platz bleibt oft unbelebt, obwohl er zentral gelegen ist. Die Raiffeisenstiege, die ein zentrales Forum für spontane Zusammenkünfte oder kulturelle Veranstaltungen sein könnte, wird bislang nur als Durchgang genutzt. Die leerstehenden Geschäfte am Markt hingegen erzählen von wirtschaftlichem Rückgang, bergen aber auch die Vision, durch kreative Zwischennutzungen neu belebt zu werden.

Doch was fehlt diesen Räumen, damit sie zu echten Orten der Begegnung werden? Es sind nicht nur bauliche Eingriffe, sondern auch eine soziale Vision, die auf Offenheit, Interaktion und Teilhabe abzielt. Räume allein genügen nicht; sie brauchen Menschen, die sie mit Leben füllen, und Strukturen, die die Voraussetzungen dafür schaffen.

 

Der Dritte Raum: Theorie trifft Alltag

Der Egon-Schiele-Platz könnte als Sinnbild für die ungenutzten Potenziale vieler öffentlicher Räume stehen. Was fehlt, damit aus einem solchen Platz mehr wird als nur eine versiegelte Fläche? Die Antwort darauf findet sich in Ray Oldenburgs Konzept der „Dritten Orte“. Diese sind weder Zuhause noch Arbeitsplatz, sondern informelle Räume, die Begegnung, Austausch und Gemeinschaft ermöglichen. Sie sind keine bloße Kulisse, sondern ein Knotenpunkt des sozialen Lebens – eine Antwort auf die zunehmende Vereinzelung moderner Gesellschaften.

Oldenburgs Theorie ist denkbar einfach und zugleich radikal: Ein Dritter Raum muss einladend sein, frei von Barrieren – physisch, sozial und emotional. Doch was bedeutet das konkret? Ein solcher Raum darf keine Hierarchien reproduzieren. Ein Café, in dem sich nur eine bestimmte soziale Schicht wohlfühlt, oder ein Park, der durch schlechte Zugänglichkeit Menschen ausschließt, scheitern an seinem Anspruch. Barrierefreiheit ist hier nicht allein eine technische, sondern auch eine kulturelle Herausforderung: Wie schaffen wir Räume, die allen gehören?

Das Konzept der Dritten Orte greift eine grundlegende soziale Sehnsucht auf: die nach Begegnung ohne Zweck, nach Gemeinschaft ohne Zwang. Doch es bleibt nicht bei der Theorie. Im Alltag zeigt sich, wie anspruchsvoll es ist, diese Vision umzusetzen. Der Egon-Schiele-Platz in Neulengbach etwa könnte durch einfache Maßnahmen – Bänke, Schatten, vielleicht einen Brunnen – zu einem Ort werden, der Menschen anzieht. Die Raiffeisenstiege, eine prominente Verbindung im Zentrum, könnte durch Sitzgelegenheiten und kulturelle Veranstaltungen belebt werden. Und die Leerstände am Markt bieten die Chance, durch Zwischennutzungen wie Pop-up-Stores oder kulturelle Angebote neue soziale Räume zu schaffen.

Es ist jedoch nicht allein die physische Gestaltung, die den Unterschied macht. Oldenburg spricht von einer Atmosphäre, die einen Dritten Raum auszeichnet: eine spielerische Leichtigkeit, das Gefühl, willkommen zu sein, unabhängig von Status oder Zugehörigkeit. Die Theorie trifft hier auf die Praxis: Ein Dritter Raum entsteht nicht allein durch Architektur, sondern durch die Art, wie wir ihn nutzen, gestalten und mit Leben füllen.

Neulengbachs Herausforderung – und zugleich seine Chance – liegt darin, diese Theorie in den Alltag zu übersetzen. Was bedeutet Zugänglichkeit in einer Kleinstadt, die gleichzeitig von ländlicher Ruhe und städtischem Wandel geprägt ist? Wie schaffen wir Orte, die nicht nur für einige, sondern für alle da sind? Die Theorie liefert die Antworten: Neutralität, Offenheit, Begegnung. Der Alltag verlangt jedoch, diese Antworten immer wieder neu zu denken und an die gelebte Realität anzupassen.

Wo Neulengbach zusammenkommen kann: Ideen und Visionen

Rebecca Mildenberger schreibt in ihrer Bachelorarbeit über die Dynamik Dritter Orte in Neulengbach: „Die Stadt ist ein ‚Ort der Begegnung‘. Die Vielfalt der Aktivitäten und Akteur*innen im öffentlichen Raum zeigt, wie bauliche Einrichtungen dazu beitragen können, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu festigen.“ Doch genau hier liegt die Herausforderung: Die bestehenden Räume müssen so gestaltet werden, dass sie nicht nur infrastrukturellen Zwecken dienen, sondern Orte des Miteinanders werden. Ihre Arbeit liefert hierfür nicht nur eine fundierte Analyse, sondern auch eine Reihe konkreter Vorschläge, die auf Neulengbachs Besonderheiten eingehen und zugleich übertragbar auf andere Gemeinden sind.

Eines dieser Beispiele ist die Bibliothek im alten Rathaus. Mildenberger entwirft die Vision eines „Wortgartens“, der die klassische Funktion einer Bibliothek um soziale und kulturelle Aspekte erweitert. Hier könnten nicht nur Bücher ausgeliehen werden, sondern auch Lesungen, Schreibwerkstätten oder generationsübergreifende Begegnungen stattfinden. Sitzgelegenheiten im Freien, umgeben von Grün, würden den Ort in einen lebendigen Treffpunkt verwandeln – einen Raum, der zur Ruhe und zum Gespräch gleichermaßen einlädt.

Der Stadtpark wiederum könnte durch gezielte Gestaltungen und Programme noch stärker belebt werden. Die Idee, ihn als „Freie Bühne der Vielfalt“ zu denken, verbindet Freiraumgestaltung mit Gemeinschaftserlebnissen: Eine offene Fläche für kleine Theateraufführungen oder Konzerte, ergänzt durch Sitzgelegenheiten und Spielbereiche für Kinder, könnte den Park über den Sommer hinaus beleben. Solche Ansätze schaffen nicht nur Begegnungsräume, sondern tragen auch zur kulturellen Identität der Stadt bei.

Ein weiteres spannendes Potenzial liegt in den Leerständen am Markt. Mildenberger beschreibt sie als „Frei-Räume“, die durch flexible Zwischennutzungen temporär belebt werden könnten. Pop-up-Stores, Coworking-Spaces oder Treffpunkte für lokale Initiativen wären eine Möglichkeit, das Zentrum von Neulengbach mit Leben zu füllen und zugleich jungen Unternehmer*innen und Kreativen Raum zu geben. Solche Nutzungen haben sich in vielen Städten als Motor für Innovation und Gemeinschaft bewährt – warum nicht auch hier?

Diese Visionen sind nicht nur pragmatische Lösungen für lokale Herausforderungen, sondern verbinden sich mit globalen urbanen Trends: der Wiederentdeckung des öffentlichen Raums, der Förderung nachhaltiger, flexibler Nutzungen und der Stärkung sozialer Netzwerke. Neulengbach könnte ein Modell sein für Gemeinden, die zwischen ländlicher Verwurzelung und urbanem Aufbruch eine neue Identität suchen. Ein „Wortgarten“ vor einer historischen Fassade, ein lebendiger Stadtpark und ein Markt, der zum Frei-Raum für die Stadtgemeinschaft wird, könnten zeigen, dass Gemeinschaft nicht durch Größe, sondern durch Gestaltung entsteht.

Begegnung und Verortung: Chancen und Herausforderungen

In einer Gesellschaft, die sich zunehmend in private Räume zurückzieht, bieten Dritte Orte seltene Gelegenheiten zur Begegnung. Sie fördern Gemeinschaft und Austausch, schaffen Räume, in denen soziale Bindungen wachsen können. Der Stadtpark von Neulengbach, der durch die Vision einer „Bühne der Vielfalt“ neu belebt werden könnte, hat das Potenzial, mehr als nur ein Erholungsraum zu sein. Kulturelle Veranstaltungen wie kleine Konzerte oder Lesungen könnten ebenso ihren Platz finden wie spontane Treffen: eine morgendliche Yogagruppe im Schatten der Bäume oder ein abendliches Theaterstück auf einer mobilen Bühne. Solche Maßnahmen würden nicht nur das Gemeinschaftsleben stärken, sondern auch die Bedeutung des Parks als Ort der Begegnung festigen.

Auch die Leerstände am Markt bergen große Möglichkeiten. Flexible „Frei-Räume“, genutzt für Pop-up-Stores, Werkstätten oder kulturelle Initiativen, könnten Neulengbachs Zentrum mit neuem Leben füllen. Diese Zwischennutzungen machen lokale Ideen sichtbar, bieten jungen Unternehmer:innen Raum zur Entfaltung und steigern die Attraktivität des Marktplatzes. Der alte Sparmarkt, in dem sich die Künstlergruppe Stachel niedergelassen hat, ist hierfür ein exemplarisches Beispiel: Mit Ausstellungen, Lesungen und Konzerten ist in diesen Räumlichkeiten ein lebendiger Ort entstanden, der Kunst und Gemeinschaft verbindet. Ebenso setzt der Verein togetherNest im ehemaligen Friseursalon Lubinger wichtige Akzente, indem Projekte, kreative Aktionen und Initiativen umgesetzt werden. Beide Projekte zeigen, wie Leerstände durch engagierte Zwischennutzungen zu Katalysatoren für Begegnung und gesellschaftliche Teilhabe werden können.

Bereits bestehende Treffpunkte wie das „Heiß und Süß“ und das „Stadtcafé“ spielen eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben Neulengbachs. Das „Heiß und Süß“ hat sich durch zahlreiche Veranstaltungen – von Vernissagen über kleine Konzerte – als kultureller Treffpunkt etabliert. Im „Stadtcafé“ findet regelmäßig ein „Pubquiz“ statt, das Menschen zusammenbringt. Diese Orte zeigen, dass Treffpunkte nicht zwangsläufig neu geschaffen werden müssen, sondern durch kontinuierliches Engagement zu Begegnungsräumen wachsen.

Eine Perspektive liegt darin, diese Treffpunkte stärker mit dem öffentlichen Raum zu verbinden, beispielsweise Veranstaltungen wie Lesungen oder Musikabende an warmen Sommerabenden auf angrenzende Plätze auszuweiten. Ein aktuelles Beispiel für die Belebung des Stadtzentrums ist der seit Herbst 2024 jeden Mittwoch von 15:00 bis 19:00 Uhr stattfindende Wochenmarkt. Hierfür wird der obere Hauptplatz gesperrt, um den Menschen Raum für Begegnung und für die Vermarktung regionaler Produkte zu bieten.

Solche Ansätze wecken die Hoffnung, dass gemeinschaftliches Leben wieder stärker in den Vordergrund tritt, in einer Zeit, die oft von Isolation und Rückzug geprägt ist. Neulengbach kann hier ein Modell für andere Gemeinden werden, die eine Balance zwischen ländlicher Tradition und urbanem Wandel suchen.

Doch die Nachhaltigkeit bleibt eine zentrale Frage: Können Zwischennutzungen und Konzepte für öffentliche Räume langfristig etabliert werden, oder bleiben sie flüchtige Experimente? Auch besteht die Gefahr, dass die Aufwertung von Orten zur sozialen Exklusion führt, wenn neue Räume nur bestimmte Zielgruppen ansprechen.

Ein weiteres Spannungsfeld betrifft die Verantwortung für diese Entwicklungen. Die genannten Beispiele zeigen, dass es engagierte Akteur:innen gibt, die bereit sind, zur Gestaltung der Stadt beizutragen. Doch ohne eine breite Unterstützung bleibt die Gefahr, dass solche Initiativen versanden oder in ihren Möglichkeiten begrenzt bleiben.

Neulengbach hat die Chance, durch ein kluges Zusammenspiel aus bestehenden Treffpunkten, neuen Ideen und öffentlichem Engagement zu zeigen, wie soziale und kulturelle Synergien gestärkt werden können. Wichtig ist, Räume zu schaffen, die nicht nur Begegnungen ermöglichen, sondern langfristig wirken – und für alle offen bleiben.

Ein Raum für alle – und für die Zukunft

Dritte Räume sind mehr als bloße Begegnungsorte. Sie sind die unsichtbaren Fäden, die das Gefüge einer Gemeinschaft zusammenhalten. In Neulengbach zeigt sich ihr Potenzial in den lebendigen Initiativen und Projekten, die den öffentlichen Raum neu denken: vom Stadtpark als Bühne der Vielfalt über die kreativen Zwischennutzungen im alten Sparmarkt und dem Lubinger bis hin zu etablierten Treffpunkten wie dem „Heiß und Süß“ oder dem Wochenmarkt, der den oberen Hauptplatz mittwochs in ein fröhliches Zentrum des Austauschs verwandelt. Diese Räume sind nicht nur funktional; sie tragen Geschichten in sich, die von Teilhabe, Offenheit und Wandel erzählen.

Doch Dritte Räume bedeuten mehr als nur räumliche Veränderung. Sie sind Ankerpunkte in einer Zeit, die uns oft ins Fragmentarische treibt. Sie bieten Orientierung, nicht durch Schilder oder Pläne, sondern durch das Gefühl, irgendwo hinzugehören. Sie sind Orte, an denen wir uns in den Geschichten anderer wiederfinden und an denen wir uns selbst verorten können – sei es im Gespräch auf einer Parkbank, beim gemeinsamen Kaffee oder durch das einfache Miteinander auf einem Markt.

Für Neulengbach – und viele andere Gemeinden – liegt hierin eine stille Kraft. Nicht die architektonische Perfektion macht diese Räume aus, sondern das Leben, das sich in ihnen entfaltet. Es geht darum, Räume zu schaffen, die nicht nur offen sind, sondern uns einladen, ihre Offenheit zu nutzen. Es geht um Räume, die nicht nur Verbindung ermöglichen, sondern uns den Mut geben, diese Verbindung zu suchen.

Und vielleicht liegt genau hier die Essenz: Solche Räume entstehen nicht allein durch Planungsbüros oder Förderprogramme. Sie entstehen, wenn wir sie uns aneignen, sie mit unseren Geschichten und Begegnungen füllen. Ein Stadtpark wird erst dann zur Bühne, wenn jemand den Mut hat, die erste Melodie zu spielen. Ein Wochenmarkt wird zur Gemeinschaft, wenn Menschen innehalten, statt nur durchzueilen. Ein leerstehender Raum wird zu einem Ort, wenn wir ihn nicht nur betrachten, sondern uns fragen: Was könnte hier möglich sein?

Neulengbach hat das Glück, bereits viele solcher Räume zu haben. Doch diese Räume sind nie vollendet; sie sind lebendige Prozesse. In ihrer Offenheit liegt eine Herausforderung, die gleichzeitig ein Geschenk ist: Sie laden uns ein, Teil von etwas Größerem zu sein. Und während wir uns darin bewegen, beginnen wir zu begreifen, dass ein Raum nie nur ein Raum ist – sondern immer auch ein Versprechen auf Zukunft.

Quellen:

Rebecca Mildenberger, Die Dynamik „Dritter Orte“, am Beispiel der Stadtgemeinde Neulengbach, Bachelorarbeit an der TU Wien, Wien 2024;

Ray Oldenburg, The Great Good Place, New York 1989

Für Recherche und Konzeption des Artikels wurden verschiedene KI Tools (zB. Claude, OpenAI) verwendet 

Bildnachweise:

Alle verwendeten Abbildungen stammen aus der Arbeit von Rebecca Mildenberger.

veröffentlicht am 02.04.2025